Grenzen sind nur in unserem Kopf

10. Juli 2025

Foto by Iris Löcher

Auf dem Weg zur Arbeit komme ich an der Bushaltestelle auf dem Foto vorbei. Auf der gegenüberliegenden Seite gibt es auch eine, und da hat das Häuschen an den Seiten und hinten eine Scheibe. An dem Bushäuschen, an dem ich vorbeilaufe, fehlen diese Scheiben schon immer.

 Ich könnte also, rein theoretisch, durch das Bushäuschen durchlaufen, es ist ja offen. Ich nehme es mir auch immer mal wieder vor. Heute läufst du durch! Rein praktisch bin ich bisher immer außen herumgelaufen. Mein Kopf sagt mir klar und verständlich, dass ich durchlaufen kann, denn es sind ja keine Scheiben da, gegen die ich laufen würde. Was hindert mich? Eine völlig unrealistische Angst, dass da doch Scheiben sein könnten, gegen die ich laufen würde? Die Angst, mir wehzutun? Die Angst, mich zu blamieren?

  Mich hindern die Grenzen, die ich mir selbst setze. Lieber gehe ich einen kleinen Umweg und mache alles wie immer, anstatt zu überwinden, was mich begrenzt. Würde ich es nur einmal wagen, ich würde so viel gewinnen: den Stolz, mich überwunden zu haben, das gute Gefühl, aus einer bequemen Routine herausgekommen zu sein. Und ganz sicher ein Grinsen im Gesicht.

  Unsere Welt bekommt zurzeit leider immer mehr Grenzen. Zwischen Ländern werden Grenzen gezogen, die schon längst abgeschafft waren. In Gesellschaften werden Grenzen gezogen zwischen denen und uns. In der Nachbarschaft, im Team auf der Arbeit, in der Familie, in Beziehungen – wir ziehen Grenzen, die oft einen guten Grund haben, aber verhindern damit, dass wir in Verbindung bleiben.

  Und dann gibt es unsere eigenen Grenzen, die wir uns selbst setzen. Mit denen wir uns aber abschneiden von Möglichkeiten, Erfolgen, Verbindungen, von Neuem und letztendlich auch von Gesundheit.

  Lasst uns alle einfach öfter durch die offenen Bushäuschen laufen, auch wenn uns vielleicht ein bisschen mulmig ist, lasst uns Grenzen überwinden im Innen und Außen, für unsere Gesundheit und eine gesündere Welt.